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Januar 2005 / Februar 2005

Schwarzbuch Lidl

Vor kurzem war ich in einem Supermarkt und hörte zufällig, wie sich zwei Verkäuferinnen über angehäufte Überstunden unterhielten, die sie umsonst dem Unternehmen abliefern mussten - gegen alle Tarifverträge. Meine Bemerkung sich gewerkschaftlich zu organisieren übergingen sie schweigend, sie hatten Angst wie die Lidl-Beschäftigten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

 Vor ein paar Jahren ist ein Buch erschienen, das zeigt, wie kleinere und mittlere Unternehmen mit allen Tricks versuchen, das Betriebsverfassungsgesetz  zu umgehen, damit sich in ihrer Firma kein Betriebsrat etabliert. Er könnt solche illegale Intensivierung der Ausbeutung evtl. verhindern und so den Profit schmälern. Aber auch größere Unternehmen wie Supermarktketten haben sich dabei mit großem Erfolg bewährt. Bekannt ist der Schlecker-Konzern.

 Jetzt berichtet Andreas Hamann zusammen mit Gudrun Giese in ihrer Schrift „Schwarzbuch Lidl“, wie dieser Konzern Betriebsräte verhindert. In einem Interview mit „konkret“ (Februar 2005, S. 3) sagte Hamann, dass zwischen der Werbung von Arbeitskräften und der Wirklichkeit der Arbeitsbedingungen eine riesige Lücke klafft. Sein Hauptvorwurf lautet: „Die Arbeitsbedingungen bei Lidl – wie auch bei anderen Discountern – sind katastrophal. Der Megaprofit beruht auf Megaausbeutung. Das System Lidl besteht aus Arbeitshetze, vielen unbezahlten Überstunden und einem Klima der Angst. Es gibt ständig Kontrollen und Bespitzelung.“

 Vor allem werden alle Beschäftigten generell unter Diebstahlverdacht gestellt. Die Sicherheitspolitik exekutiert diese Methode gerade in der Politik, wie jeder in der Zeitung nachlesen kann (genetischer Fingerabdruck). Über das Verhalten der Betroffenen sagte Hamann: Es gibt Unzufriedenheit, aber keinen Widerstand. Die Gründung von Betriebsräten wäre, wenn auch noch kein Widerstand, so doch ein erster Schritt. Das wurde bislang von Lidl immer massiv bekämpft. Zum Beispiel, indem Lager und Verwaltung (wo es in der Regel Betriebsräte gibt) von den Filialen (wo es meist keine gibt) getrennt werden, indem sie als so genannte Vertriebsgesellschaften ausgelagert werden.“

 Wer sich näher für dieses Buch von Hamann und Giese interessiert, kann es über den Buchhandel (ISBN 3-932349-12-1) bezeihen oder direkt bei:

Verdi GmbH Medien Buchhandel Verlag für 8,- € zzgl. Versandkosten bestellen: Tel. 0180/ 222 22 77

Was das Kapital anrichtet und wie man ihm entgegentritt!

www.wsws.org/de/2005/jan2005/nor3-j19.shtml

Marxismus, Internationales Komitee und wissenschaftliche Perspektiven

Eine historische Analyse der Krise des US-Imperialismus

Teil 3

Von David North
19. Januar 2005
aus dem Englischen (12. Januar 2005)

Am Wochenende vom 8. und 9. Januar fand in Ann Arbor, Michigan, eine nationale Mitgliederversammlung der amerikanischen Socialist Equality Party statt. Den einleitenden Bericht hielt der nationale Sekretär der Partei, David North, der gleichzeitig Chefredakteur der World Socialist Web Site ist. Wir veröffentlichen heute den dritten und letzten Teil des Berichts. Teil 1 und 2 sind bereits am 15. und 18. Januar erschienen.

 www.wsws.org/de/2005/jan2005/tsun-j18.shtml

 

Wie viel "Hilfe" wird die Überlebenden des Tsunami erreichen?

Von Richard Phillips
18. Januar 2005
aus dem Englischen (11. Januar 2005)

Auch wenn die wirtschaftsfreundliche Medienwelt die aufgestockten Hilfszusagen der USA, Australiens und anderer reicher Länder überschwänglich begrüßen, die unermesslichen Probleme der Überlebenden werden durch die fast fünf Milliarden Dollar, die in den letzten vierzehn Tagen versprochen wurden, kaum gelöst werden.

Dem britischen Overseas Development Institute zufolge werden mindestens 25 Mrd. Dollar benötigt, um die notwendigste Infrastruktur wiederherzustellen und Häuser und Wohnungen zu bauen. Diese grobe Einschätzung berücksichtigt allerdings nicht die Summen, die erforderlich sind, um für die fünf Millionen Menschen ausreichend Nahrung und medizinische Versorgung sicherzustellen, die vom Ausbruch von Ruhr, Malaria, Lungenentzündung, Cholera und anderen lebensbedrohenden Seuchen bedroht sind.

In Sri Lanka zum Beispiel gab das Welternährungsprogramm der UNO (WFP) vergangene Woche bekannt, dass es 4.000 Tonnen Reis, Weizenmehl, Linsen und Zucker verteilen werde. Aber das reicht bloß zwei Wochen lang für etwa 500.000 Menschen. Es wird geschätzt, dass in Sri Lanka momentan mehr als eine Million Menschen obdachlos sind, von denen 400.000 in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Auffanglagern Unterschlupf gefunden haben.

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http://de.indymedia.org/2005/01/103946.shtml

 Stillegung Morslebens verschoben

von K.T. - 17.01.2005 02:15

Am Freitag (14. Januar) ist bekanntgeworden, dass das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als verantwortliche Behörde die Stillegung des maroden DDR-Endlagers Morsleben (ERAM) ein weiteres Mal verschoben hat. Wie der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium Sachsen-Anhalt, zu entnehmen war, kündigte das BfS bereits Anfang Dezember im Länderausschuss Atomkernenergie eine Verzögerung um ein weiteres Jahr bis zum Mai 2006 an. Erst jetzt ist diese Information öffentlich bekannt geworden.

Pressereaktionen:
Presseinfo des Morsleben-Netzwerks

 

Das Dilemma der Elendshilfe     25.1.05

 von Bodo Gassmann

 Die Medien bringen eine Katastrophe gro&szl02.09.2010fsbereitschaft wächst mit den schockierenden Bildern. Man sieht das Elend, folgt seinem moralischen Impuls und spendet für die Opfer. Doch sollte man dabei nicht das Denken vergessen. So meldet die Netzeitung vom 7.1.05:

 „Hilfsorganisationen haben davor gewarnt, im Zuge der Hilfsaktion für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien die Not von Menschen in anderen Elendsregionen aus den Augen zu verlieren. Es gebe viele Krisenregionen außerhalb der Schlagzeilen der Weltpresse, in denen die Menschen jeden Tag ums Überleben kämpften und auf langfristigen Beistand angewiesen seien, sagte die Direktorin der Internationalen Förderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, Susan Johnson, am Freitag in Genf.“  (Quelle aller Zitate: http://www.netzzeitung.de/ausland/320139.html)

 So viel Elend, wie es auf dem Globus gibt, können die Spenden der Lohnabhängigen gar nicht lindern. Und Regierungen fahren ihren Entwicklungsetat seit Jahren herunter. So gibt selbst Tony Blair zu: „In Afrika gibt es jede Woche einen von Menschen verursachten Tsunami“.

 Ich selbst habe in Simbabwe das Elend der einheimischen Bevölkerung erfahren. Im Gebiet der Tonga leben etwa 100 000 Menschen. Obwohl sie am Karibasee wohnen, einem riesigen Süßwasserreservoire, gibt es für diese Menschen gerade einmal 100 Arbeitsplätze. Wer Glück hat und einen Job ergattert, verdient etwa 5 € am Tag. Die Regierung in Harare vernachlässigt dieses Gebiet, solange es nicht ihre Macht gefährdet. Und obwohl dort blühende Gärten entstehen könnten, vegetieren fast alle von einer erbärmlichen Subsistenzwirtschaft. Trost wird ihnen angeboten von amerikanischen Missionaren, die Brotkrümel gegen Glauben tauschen.

 Wenn wir verhindern wollen, dass dieses Elend so bleibt, dann ist das nicht nur eine Frage des Geldes, sondern der Strukturen von Gesellschaften. Erst eine nicht-kapitalistische Ökonomie mit anderen Eigentumsverhältnissen wäre in der Lage, so viel Solidarität aufzubringen, um den Hunger und das Elend ein für alle Mal zu beseitigen. Erst dann brauchten wie z.B. im Kongo nicht „täglich 1000 Menschen an Kriegsfolgen wie Hunger und Krankheiten“ zu sterben.

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STAatsSIcherheit in Niedersachsen 

Samstag, 15. Januar 2005

Seit Jahrzehnten sind die Befugnisse des Staates ausgeweitet worden, die Menschen in diesem Lande auszuspitzeln. Über die neuesten Schritte in Richtung auf Orwell „1984“ beschwerte sich jetzt der Landesdatenschutzbeauftragte Burckhard Nedden. „Die Befugnisse zur Überwachung und Ausforschung der Bürger haben ein Maß erreicht, wo Bürgerrechte stark beeinträchtigt werden“. (Laut Hannoverschen Allgemeinen Zeitung v.15.1.05, S. 7).  

Bei der Vorlage seines Berichts für die Jahre 2003 und 2004 erklärte Nedden, dass beim „Kampf gegen den Terrorismus“ immer mehr Gruppen der Bevölkerung zu Unrecht unter einen allgemeinen Verdacht gestellt werden. „Bei der Ausweitung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden nimmt Niedersachsen eine Spitzenstellung ein.“ Die Begründung des Staates, Kriminalität und Terror abwehren zu wollen, stehe in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Effektivität solcher Maßnahmen. So seien etwa Fingerabdrücke in Reisepässen nicht geeignet, Terroristen aufzuspüren. Besonders die Niedersächsische Landesregierung kritisierte Nedden scharf: „Bei der Ausweitung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden nimmt Niedersachsen eine Spitzenstellung ein.“ Und über die vorsorgliche Telefonüberwachung, die nach dem neuen niedersächsischen Polizeigesetz erlaubt ist, sagte er: „Das meiste passiert heimlich, ohne dass Betroffene davon erfahren.“ Auch die Forderung, jeden Ladendieb oder Schwarzfahrer den genetischen Fingerabdruck zu entnehmen, und über Datenabgleich privater Firmen ihre Kunden und Mitarbeiter zu bespitzeln, kritisierte der Datenschutzbeauftragte.

  Sein Hinweis auf das informelle Selbstbestimmungsrecht und die derzeitige Klage vor dem Verfassungsgericht gegen das neue niedersächsische Polizeigesetz scheinen dagegen nur ein hilfloser Versuch zu sein, der Bespitzelung der Menschen entgegenzutreten.

 

Kommentar zur: STAatsSIcherheit in Niedersachsen

 Zugegeben, die Charaktermasken des Kapitals sind ständig bestrebt, die Sicherheit ihrer Anlagen zu erhöhen. Eine Regierung, die sich das „Wachstum“ in ihr Parteiprogramm schreibt, folgt diesem Trend. Zugegeben, Firmen von Sicherheitstechnik machen Druck und schaffen sich eine Lobby. Aber dem widerspricht die veraltete Technik in vielen Bereichen der Polizei. Aus den allgemeinen Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise folgt nicht das Niedersächsische Polizeigesetz, sondern lediglich der Trend, wohin die Reise gehen soll.

 Die ständige Verschärfung von Strafgesetzen, die nie enden wollende Tendenz, die Menschen mit Sicherheitsgesetzen zu gängeln, beruht auch auf einem Klima der Angst, das die Politiker erst erzeugen, um Wahlerfolge und Karrieren zu befördern. Also müssen sie so tun, als täten sie etwas – der Stammtisch wird es einem danken. Das Modell dafür ist die McCarthy-Ära in den USA, der musste gehen, als man ihm nachwies, dass durch seine Maßnahmen nicht ein Spion gefasst wurde. Davor hatte schon Hitler diese Masche in seinen Wahlkämpfen angewandt. Der angebliche Rückgang der Kriminalität nach 1933 war nur ein propagandistisch erzeugtes Gefühl in der Bevölkerung, nicht statistisch nachweisbar.

 Ab einem gewissen Grad an „Sicherheit“ und Gängelung der Menschen wird diese Sicherheit sogar dysfunktional für das Kapital. Das Rauchverbot von Busemann an niedersächsischen Schulen wird kaum einen Raucher von seiner Sucht abbringen – es finden sich immer Ecken, wo gequalmt werden kann. Aber die Frustration an den Schulen wird noch steigen. Ein Grund, warum die Sowjetunion zusammengebrochen ist, lag in der inneren Abkehr ihrer Bevölkerung von dem Regime. Eine moderne Industriegesellschaft, ob kapitalistisch oder sozialistisch, braucht die Kreativität der Menschen, sonst verliert sie im Konkurrenzkampf oder geht an sich selbst zu Grunde. Gegen die Spontaneität der Massen kam weder der KGB noch die Stasi an – und schon gar nicht der heutige Staatsschutz.

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Afrikaner erleidet Tod nach Brechmitteleinsatz der Bremer Polizei

Von Lena Sokoll
12. Januar 2005   Quelle:   (Auszüge)    http://www.wsws.org/de/2005/jan2005/brec-j12.shtml
Erneut ist in Deutschland ein Afrikaner gestorben, nachdem ihm auf Anordnung der Polizei ein Brechmittel zwangsweise verabreicht worden war. Obwohl diese unmenschliche, medizinisch höchst bedenkliche und als Mittel zur Beweissicherung unnötige Praxis des Brechmitteleinsatzes bei mutmaßlichen Drogenhändlern nunmehr bereits zwei Todesopfer gefordert hat, kündigte die verantwortliche Bremer Behörde an, die Methode beizubehalten.
 
Das jüngste Opfer, ein 35jähriger Mann aus Sierra Leone, war am 27. Dezember 2004 von einer Zivilstreife der Bremer Polizei verdächtigt worden, mit Drogen zu handeln und bei der Kontrolle Kokain-Kügelchen heruntergeschluckt zu haben. Er wurde daraufhin ins Polizeipräsidium gebracht, wo ihm vom diensthabenden Arzt ein Brechsirup verabreicht werden sollte. Da sich der Afrikaner gegen die Behandlung zur Wehr setzte, wurde er gefesselt und bekam das Brechmittel und Wasser mit einem Schlauch durch die Nase in den Magen eingeflößt.
 
Nach einer Pressemitteilung der Polizei soll der Afrikaner "eine Bewusstlosigkeit vorgetäuscht" haben, nichtsdestotrotz habe man einen Notarzt angefordert, als sich der Mann "plötzlich nicht mehr ansprechen ließ". Der Notarzt habe bei seiner Untersuchung allerdings normale Werte und Vitalfunktionen festgestellt. Als das Brechmittel Wirkung zeigte, habe der Verdächtige einige der hochgewürgten Kügelchen zerbissen und wieder geschluckt.
 
Schließlich erhob der Notarzt, der bei der Zwangseinflößung des Brechmittels hinzugezogen worden war, schwere Vorwürfe gegen die Beamten und den beteiligten Mediziner. Ihm zufolge ist der Verdächtige praktisch ertränkt worden, als ihm der Auftragsarzt der Polizei Brechmittel und Wasser durch den Schlauch in den Magen pumpte. "Erstdiagnose Ertrinken" heißt es dementsprechend im Einsatzprotokoll des Notarztes.  (...)
 
Erst vor drei Jahren hatte in Hamburg der 19jährige Achidi John aus Kamerun einen Herzstillstand erlitten, nachdem ihm gegen seinen Willen Ipecacuanha-Sirup verabreicht worden war. John litt unter einem Herzfehler und hatte sich mit dem Ausruf "Ich werde sterben" verzweifelt gegen die Zwangsmedikation gewehrt.  (...)
 
Der Bremer Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) verteidigte auch nach dem jüngsten tödlichen Brechmitteleinsatz die erniedrigende und grausame Behandlung mutmaßlicher Straßendealer. Die Zwangsbehandlung sei "unverzichtbar" und habe sich bewährt, erklärte er zynisch. Für das Opfer hatte Röwekamp nur Hohn und Verachtung über und zeigte nicht eine Spur des Bedauerns oder Mitleids: Der Brechmitteleinsatz sei gerechtfertigt, der mutmaßliche Drogendealer hätte die Kapseln ja nicht schlucken müssen, sagte der Innensenator im Regionalmagazin Buten un binnen von Radio Bremen.
 
Der Law-and-Order-Politiker Röwekamp setzt zudem offensichtlich auf eine vermutete abschreckende Wirkung des Brechmitteleinsatzes und verteidigt offensiv - und rechtswidrig - nicht nur die Erniedrigung, sondern auch die Qualen und Verletzungen, die den Verdächtigen im Zuge der Zwangsvergabe widerfahren können. "Schwerstkriminelle", sagte Röwekamp in einer Fernsehsendung von Radio Bremen, müssten eben "mit körperlichen Nachteilen" rechnen. In den Reihen der Folter-Befürworter, die sich seit einiger Zeit in Deutschland und anderswo vehement zu Wort melden, wird er mit dieser Aussage herzlich willkommen sein.
 

 

Landessozialbericht NRW 2004: Wachsende Kluft zwischen Arm und Reich

Quelle: http://www.wsws.org/de/2005/jan2005/armu-j04.shtml

Ende November hat die nordrhein-westfälische Sozialministerin Birgit Fischer (SPD) den Landessozialbericht NRW 2004 vorgestellt. Er bestätigt, was bereits erste Meldungen über den bisher unveröffentlichten zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung ans Licht brachten: Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in jüngster Zeit dramatisch gestiegen. Die Ergebnisse beider Berichte sprechen ein vernichtendes Urteil über die Politik von SPD und Grünen auf Landes- und Bundesebene.  (...) 

So beruhen Zahlen über die Vermögensverteilung auf den Ergebnissen einer Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) über das durchschnittliche Nettogesamtvermögen in Privathaushalten aus dem Jahr 1998. Danach lagen zwei Drittel aller Vermögen in der Hand von 20 Prozent der Haushalte, von denen wiederum 5 Prozent fast 30 Prozent des Gesamtvermögens kontrollierten. 31.000 Haushalte verfügten über ein Vermögen von 1 Million Euro oder mehr. 13 Prozent der Haushalte besaßen dagegen weder Geld- noch Immobilienwerte und waren teilweise hoch verschuldet.  (...)

Die Autoren des Berichts haben errechnet, dass der Anteil der armen Menschen von 12,5 Prozent in den 1990er Jahren auf inzwischen 14,8 Prozent gestiegen ist und damit noch über dem Bundesdurchschnitt von 13,5 Prozent liegt. Als arm oder "von Armut bedroht" gilt nach der zu Grunde gelegten Definition, wer im vergangenen Jahr von weniger als 604 Euro im Monat leben musste. Das entspricht der Hälfte des Durchschnitteinkommens in NRW.

 

 

http://www.junge-linke.de/seminare.html
Seminar zum islamischen Fundamentalismus vom 25. bis 27. Februar 2005 in Hannover

Dass der Glauben an höhere Mächte ein Politikum ersten Range ist, ist klar - denn der ist von seinem Anspruch her immer "fundamentalistisch" und stellt die Sorte sinngebender Knechtsgesinnung dar, die schon immer recht funktional für herrschende Gewalt war. Was aber nicht ihr Grund ist und auch nicht erklärt, was die Gläubigen denn damit wollen. Und es wollen viele was damit: Denn in fast allen Religionen sind zur Zeit die Leute auf dem Vormarsch, die aus ihrem Götterglauben politische, wirtschaftliche und soziale Konsequenzen in Form moralischer Erneuerung und/oder Bewahrung der Tradition einfordern. Wenn im 21. Jahrhundert massenhaft Leute verlangen, dass Staat und Wirtschaft gemäß ihrer - zumeist recht interessierten - Lesart heiliger Bücher eingerichtet werden, sind die Gründe nicht in Bibel, Talmud, Veda oder Koran zu finden. Sondern in den Köpfen der Leute und in Staat und Wirtschaft. Handelt es sich um einem weltweiten Trend zur Regression auf angebliche kulturelle Eigenheit angesichts der Verheerungen des globalen Kapitalismus?
Was aber macht nun gerade den islamischen Fundamentalismus so attraktiv - sein ödes Gerechtigkeitsideal, sein Antisemitismus oder sein Ideal der Einheit von Staat und Volk? Wenn Religion das Opium des Volkes ist, ist dann der islamische Fundamentalismus das Crack der Massen in der Peripherie? Oder ist es der arabische Sozialismus der verzweifelten, dummen Kerls?
Mittlerweile reicht ein Kopftuch damit im Kopf des Betrachters die Twin-Towers zusammenstürzen. Was hat die Ausländerpolitik des weißen, christlichen Europas mit dem wachsenden Schwachsinn in den migrantischen Communities zu tun? Wie ernst ist die europäische Einladung an einen 'geläuterten' Islam, das gelungene Zusammenspiel von Staat, Kirche und Volk multikulturell zu ergänzen? Und ist ihr Antizionismus gelungene Integration in den anti-israelischen Konsens in Europa, re-importierter Antisemitismus oder was?
 

 

Wieviel Weltanschauung braucht der Mensch?

Sonntag, der 9. Januar 2005

Jeder Mensch macht sich eine Vorstellung von der Welt. Wahrscheinlich haben sogar höhere Säugetiere eine sinnliche Vorstellung von ihrer Umgebung. Die Menschen können aber über ihren unmittelbaren Umkreis hinausschauen – und jede Grenze ist ihnen nur Anlass gewesen diese zu durchbrechen. So haben die Griechen und Römer alle äußeren Völker als Barbaren angesehen, durch ihr Expansionsstreben mussten sie sich aber mit ihnen arrangieren. Im späten Mittelalter wurde nicht nur begonnen neue Handelswege zu suchen und die ganze Erdkugel zu erforschen, sondern diese auch als Mittelpunkt der Welt zu bezweifeln. Das neue „Weltbild“ von Kopernikus, Galilei und Keppler revolutionierte das Verständnis vom Kosmos und heute träumen die Menschen mit schlechten Filmen zwischen den Galaxien hin- und  herzureisen.

      Die Philosophie ging z.T. andere Wege, sie wollte nicht das äußere Weltbild erweitern, sondern die Welt in ihren Prinzipien, die sie regieren, erkennen. Ein Höhepunkt dieser Spekulation war der Hegelsche absolute Idealismus. Hegel meinte die Prinzipien der Welt insgesamt mit seinem System erfasst zu haben. Er versteifte sich sogar dahingehend, seine Logik als Gedanken Gottes vor der Erschaffung der Welt und die materialen Prinzipien als Selbstbewusstsein Gottes zu bestimmen, das im Menschen zum Ausdruck käme. Aber schon zu seinen Lebzeiten machten die Naturwissenschaften Entdeckungen, die seinen Weltprinzipien widersprachen und die Geschichte leitete Revolutionen ein, die seiner Geschichtsauffassung zuwiderliefen. (Dennoch kann man eine Menge von Hegel lernen!)

    Die Philosophie nach Hegel – in der Defensive gegenüber den Einzelwissenschaften – ersetzte das System der Prinzipien durch eine – „Weltanschauung“. Sie reagierte damit einmal auf die Unmöglichkeit die Welt als Ganze in einem System zu erfassen und zum anderen auf das Bedürfnis nach einer Sichtweise, die sich auf die Ganzheit der Welt bezieht. Denn, wie gesagt, der Mensch kann sich nicht von einer Deutung der Welt als Ganzer verabschieden, er benötigt ein Bewusstsein der Totalität, ohne das kann er als vernunftbegabtes Wesen nicht existieren. Eine Philosophie als „Weltanschauung“ ist aber problematisch. Die Welt als Ganze lässt sich nicht anschauen. Selbst das heliozentrische Weltbild ist kein Bild, weil es mit den Augen gar nicht beobachtbar ist.

    Deshalb kann sich da, wo das prinzipielle Wissen der Philosophie und die Gesetzeserkenntnis der Einzelwissenschaften aufhört, Irrationales, Ideologie, Aberglaube und religiöse Spinnerei breit machen. So war z.B. für Marx der Begriff ‚Ideologie’ noch falsches Bewusstsein, das der Herrschaftssicherung dient, bei Lenin wird daraus jede Art „Weltanschauung“, so dass es geistig nur noch um den Kampf der „proletarischen Ideologie“ mit der „bürgerlichen Ideologie“ ging.

    Die heutige geistige Situation, die ein vollständiges System der Weltprinzipien als unmöglich erkennt und „Weltanschauung“ immer mit Irrationalismen behaftet durchschaut, ist nicht aus diesem Dilemma zu befreien. Man kann nur den Rat geben, die Welt soweit es geht in ihren Prinzipien zu erkennen, ohne auf ein vollständiges Weltsystem zu hoffen. Und da gibt es ja einiges an Prinzipienwissen, das die Welt verstehen lehrt: In der Physik die Grundkräfte, deren schlüssiger Zusammenhang (Weltformel) aber noch nicht herausgefunden wurde; in der Chemie das Periodensystem der Elemente; in der Biologie der genetische Kode, dessen Wirkung aber erst vereinzelt klar ist; in der Ökonomie die  Marxsche Kapitalanalyse, deren Prophezeiung vom  Untergang des Kapitalismus mit einer sozialistischen Hoffnung aber nur eine Möglichkeit ist; und nicht zuletzt in der Philosophie die Logik, die es immerhin über zweitausend Jahre gibt, und das kritische Instrumentarium des Denkens, mit dessen Hilfe sich Rattenfänger, Verdummer und Manipulateure erkennen und auf die Finger klopfen lassen. Auch in der philosophischen Disziplin der Ethik gibt es das begründete Moralgesetz, keinem Menschen als bloßes Mittel, sondern immer auch als Zweck an sich selbst zu behandeln; aber wie dieses in der Menschheit durchsetzbar ist, damit ein ewiger Friede herrscht – das ist ein ungelöstes Problem.

 Ein vollständiges systematisches Prinzipienwissen der Welt gibt es nicht, es bleibt vieles, was generell unserem Denken nicht zugänglich ist, wie Kants „intelligibles Substrat“, und was noch zu entdecken und zu erforschen ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als sich mit diesen Lücken unseres Wissens abzufinden oder weiter zu forschen. Eine „Weltanschauung“  ist immer schon die Weigerung, die Welt begreifen zu wollen.

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Letzte Aktualisierung: 02.09.2010